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3Die Zeit vor 1865 … 1847 Hungeraufstände Das Großherzogtum Baden war im 19. Jahrhundert vorwiegend landwirtschaftlich geprägt. Auch in Eberbach erzielte die Bevölkerung überwiegend mit Waldwirtschaft, Holzhandel, Schiffsbau, Schifffahrt und Fischerei ihr Einkommen. Die Hungeraufstände von 1847 waren die Folge von Missernten, Inflation, steigender Arbeitslosigkeit und Verarmung. Nach der Ausund Abwanderungswelle Anfang der 1850er Jahre, die sogar von der Stadt Eberbach mit Zuschüssen unterstützt wurde, bemühte sich die Badische Regierung ab Mitte des gleichen Jahrzehnts, das Armutsproblem durch Fördermaßnahmen in Landwirtschaft, Gewerbe und Handel zu bekämpfen. Nach der Gründung des Deutschen Zollvereins wurden feste Wechselkurse zwischen den vielen verschiedenen Währungen festgelegt, um den Handel zu erleichtern. Auf dem Land standen der Bevölkerung bei Geldknappheit nur Pfandleiher und Wucherer zur Verfügung, während die begüterte Mittelschicht Wertpapiere, Anleihen und Hypotheken erwarb und der Adel traditionell in Grund und Boden investierte. Ein verzweigtes und funktionstüchtiges Bankwesen, wie wir es heute kennen, gab es damals nicht. Kapital und Bargeld war zwar in ausreichender Menge vorhanden, nur wurde es in aller Regel nicht an den „kleinen Mann“ verliehen. Wenn dies doch einmal der Fall war, konnten die armen Leute oftmals die Zinsen nicht zahlen, so dass ihnen der komplette Betrag gekündigt und sie so um ihr Hab und Gut gebracht wurden. Die großen Geschäfte, wie z.B. die Anlage in Staatspapieren mussten im Ausland abgewickelt werden, was dazu führte, dass anlagebereites badisches Kapital zu einem großen Teil ins Ausland „exportiert“ wurde, und Handel, Gewerbe und Grundbesitzer ihren Kapitalbedarf deshalb im Ausland befriedigen mussten. Selbst die Kirche in Eberbach lieh sich Kapital für die Anschaffung einer neuen Orgel von zahlungskräftigen Gastronomen. Ansonsten versuchten die Unternehmer ihr Kapital aus Erbschaften und Ehekontrakten zu gewinnen. Das beste Beispiel hierfür ist der 1894 zum Ehrenbürger von Eberbach ernannte Theodor Frey. Der Weinkaufmann heiratete in die bedeutende Eberbacher Weinhändlerfamilie Knecht-Leutz ein und stockte mit der Mitgift sein Kapital erheblich auf. Die Chancen für ein eigenständiges Geldinstitut in Eberbach waren selbst nach der Agrarkrise nach Ansicht des Bezirksamtmanns Guerillot gering. Auch vier Jahre nach Einführung der Gewerbefreiheit im Jahr 1862 hatte sich an der Vielzahl der unter ärmlichen Verhältnissen lebenden Gewerbetreibenden nichts geändert. Dies lag vor allem daran, dass sich die Masse der Eberbacher Handwerker nur schwer von altehrwürdigen Traditionen verabschieden konnte und sich so die Aufhebung des Zunftrechts nur mäßig auswirkte. Theodor Frey ließ sich von alledem aber nicht entmutigen, sondern initiierte auf dem Badischen Handelstag 1860 die Gründung des Allgemeinen Deutschen Handelstags, der im Jahr darauf erstmals in Heidelberg stattfand. Als Mitglied des Gemeinderats wandelte er 1861 die unbewegliche Krämerzunft in eine 1845 Schifffahrt auf dem Neckar. | |
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